Historisches aus dem Zentrum Rostocks
von Norbert Enenkel
Nachdem Borwin I der Siedlung Rostock das Stadtrecht verlieh, zogen immer neue Siedler in die Stadt, so dass das Siedlungsgebiet um den Alten Markt und die Petrikirche nicht mehr ausreichend Platz bot. Westlich der "alten" Stadt wurde eine neue Siedlung mit dem Neuen Markt und der Marienkirche, die spätere Mittelstadt, gegründet. Die rasante Zuwanderung hielt an und so entstand die westlich gelegene Neustadt mit dem Hopfenmarkt und der Jakobikirche als zentrale Punkte. Im Jahre 1265 vereinigten sich die drei Teilstädte sowie die ehemalige Slawensiedlung im Bereich der Nikolaikirche und es wurde mit der Errichtung einer gemeinsamen Stadtbefestigung begonnen. Damit hatte Rostock seine mittelalterliche Ausdehnung erreicht, die es über ein halbes Jahrtausend beibehielt. Durch den Handel und die Position die Rostock in der Hanse innehatte, erlangten die Rostocker Kaufleute Reichtum. Als politischer und wirtschaftlicher Mittelpunkt der Stadt hatte sich bald nach der Vereinigung der Neue Markt herauskristallisiert. Dort entstand das prachtvolle gotische Rathaus, das später mit einem barocken Vorbau versehen wurde. Hier wickelten die Kaufleute ihre Geschäfte ab, und boten Händler ihre Waren feil. Das rege Markttreiben hat sich bis weit in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts erhalten.
Als 1881 die Pferdebahn eröffnet wurde, führte die Strecke selbstverständlich über den Neuen Markt. Obwohl es zu dieser Zeit noch keine festen Haltestellen gab, auf dem Neuen Markt wurde gehalten, zumal sich dort auf der sonst eingleisigen Strecke eine Ausweiche befand. Als 1904 die Elektrische eröffnet wurde, gab es eine Haltestelle auf dem Marktplatz und ganz in der Nähe, eingangs der Blutstraße (heute Teil der Kröpeliner Straße) eine zweite.
Auf den Bildern aus den dreißiger Jahren ist inmitten des Marktgetümmels eine Haltestelleninsel mit wartenden Fahrgästen zu erkennen. Es ist aber auch zu sehen, dass bereits die ersten Autos auf den Markt parkten. In den vier Bombennächten im April 1942 wurde ein großer Teil der Hansestadt zerstört, so auch der Neue Markt. Auf der Ostseite stand noch das Rathaus und auf der Westseite ein paar Häuser, aber die Südseite mit dem Hotel "Zur Sonne" war vollständig zerstört. An der Nordseite waren drei Häuser in der Nähe der Marienkirche stehen geblieben. Schon bald wurde mit den Aufräumarbeiten begonnen, beschädigte Häuser repariert, Ruinen, je nach Erhaltungszustand, gesichert oder niedergelegt. Der Straßenbahnverkehr kam auf Teilabschnitten bald wieder in Gang, durch die schwer zerstörte Innenstadt fuhr die Bahn aber erst sechs Wochen später, zunächst mussten die Gleise repariert und für die Oberleitungen neue Befestigungspunkte geschaffen werden. Dann konnten die Fahrgäste auch wieder auf dem Neuen Markt der Straßenbahn entsteigen, um bei den Händlern in der Innenstadt ihre Einkäufe zu tätigen.
Mit der Errichtung einer neuen Haltestelle auf dem Markt (nach 38 Jahren!) begann 1999 die Umgestaltung, nachdem die Händler sind schon einige Jahre zuvor auf den Neuen Markt zurückkehrten.
Seit 2003 ist der Markt nun fest in Fußgängers Hand. Brunnen und Cafes, Marktstände und Straßenbahnfahrkunden prägen jetzt das Bild. Die Haltestelle ist ideal für Citybesucher, die durch die Stadt bummeln wollen und bietet auch den Bewohnern der Altstadt einen direkteren Anschluss an das Straßenbahnnetz.